Mutterschaft als Karriere-Plus

Das Mutter-Sein fordert viel von Frauen. Die Erfahrungen der Erziehungsarbeit bringen Qualitäten mit sich, die auch im Arbeitsalltag wertvoll sind.

Geht es um Mutterschaft und Karriere, fallen schnell die Begriffe «Mutterschafts-Strafe», «Karriere-Knick“, «Teilzeitfalle» oder «Vorsorge-Lücke».

Es ist eine Tatsache, dass Frauen weniger verdienen und weniger häufig Karriere machen, wenn sie Kinder haben.

Mütter und Arbeit: Die Fakten

  • Die meisten Mütter reduzierten nach der Geburt ihres ersten Kindes ihr Pensum. Dies tun nur die wenigsten Väter. 2021 arbeiteten 78,1% der erwerbstätigen Mütter Teilzeit.
  • Frauen riskieren so Lücken in der Altersvorsorge und haben weniger Chancen auf Lohnerhöhungen und Karriereaufstiege.
  • Der Gender-Pension-Gap zwischen Frauen und Männern beträgt fast 33%. Die durchschnittliche jährliche Gesamtrente der Frauen im Jahr 2021 ist um 17 293 Franken tiefer als jene der Männer. Dies unter anderem weil Frauen öfter Teilzeit arbeiten.
  • «Child-Penalty»: Nach der Geburt des ersten Kindes geht der Lohn der Mutter zurück – bis auf 60% weniger. Die Gründe sind Teilzeit-Pensen und weniger Lohnerhöhungen.
  • 2023 waren in Schweizer Unternehmen 22 % der Führungspositionen im Top-Management mit Frauen besetzt. Auf der mittleren Managementebene betrug der Anteil der Frauen in Führungspositionen 24 %.

Die Stärken der Mütter

Die australische News-Platform «Womens Agenda» befasst sich mit Themen rund um Frauen und Arbeit und betont einen anderen Blickwinkel auf die Mutterschaft:  Mutterschaft als Plus für die Karriere, nicht als Hindernis.

Im Gespräch mit berufstätigen Müttern ergab sich, dass viele Mütter durch ihre Kinder Eigenschaften entwickeln oder stärken mussten, die ihnen auch im Berufsalltag zugutekommen.

  1. Emotionsregulierung und Einfühlungsvermögen
    Als Mutter muss man auf die emotionalen Bedürfnisse der Kinder eingehen und seine eigenen oft zurückstellen. Das bedeutet: Mütter setzten nicht nur die Emotionen ihrer Kinder in einen Kontext, sondern sie müssen gleichzeitig auch ihre eigenen Emotionen verstehen und regulieren. Eine Fähigkeit, die im Berufsleben bei schwierigen Gesprächen und in schwierigen Situationen hilfreich ist.
  2. Widerstandsfähigkeit Der Alltag mit Kindern ist voller Überraschungen, Unvorhersehbarem und bringt Chaos mit sich. Mütter wissen: Kaum etwas findet so statt, wie geplant. Sie sind es gewohnt, zu improvisieren. Das bringt Sicherheit in die eigenen Fähigkeiten, auch im Berufsalltag. «Nichts bringt mich mehr aus der Ruhe», sagt eine der befragten australischen Mütter. 
  3. Zusammenarbeit «Es braucht ein Dorf, um ein Kind grosszuziehen», besagt ein afrikanisches Sprichwort. In der heutigen Zeit fehlt vielen Familien dieses Dorf. Deshalb müssen sie sich vernetzen und um Hilfe fragen – eine Aufgabe, die oftmals die Mütter übernehmen. Die Fähigkeit, am selben Strang zu ziehen und für ein gemeinsames Ziel das Gemeinwohl im Auge zu haben, sind zentral für gute Zusammenarbeit in einem Team. Diese Eigenschaften können Mütter in das Team-Building einfliessen lassen.

Das Fazit

In Zeiten von KI werden Soft Skills wie Einfühlungsvermögen und Zusammenarbeits-Bereitschaft immer wichtiger. Durch ihre Erziehungsarbeit bringen Mütter all das mit. Es gilt also, die Mutterschaft für die Arbeitswelt in eine neue Perspektive zu rücken und die vielen positiven Learnings daraus auch im Arbeitsalltag zu nutzen – beziehungsweise als Arbeitsgebende zu sehen und zu schätzen.

Autor*in

Manuela Donati

Manuela Donati

Mitglied werden und profitieren

Werde Mitglied von Angestellte Schweiz und schliesse dich unseren 12'000 Mitgliedern an.