Nimmt mir die künstliche Intelligenz den Job weg?

Test
Bis vor kurzem war ich davon überzeugt, dass künstliche Intelligenz niemals in der Lage sein wird, einen fesselnden Text zu schreiben und mich möglicherweise als Kommunikationsspezialist zu ersetzen. Ich wurde überrascht.

Lass mich zu Beginn eine Geschichte erzählen:

Aufstieg und Fall von WonderText

Du leitest das Unternehmen AITeamSuccess. Du bist auf der Suche nach neuen Geschäftsmöglichkeiten durch künstliche Intelligenz. Deine Mitarbeitenden haben Angst, dass sie durch Algorithmen ersetzt werden. Sie treten in den Streik.

Du musst mit ihnen verhandeln. Du bietest ihnen an, ihr Gehalt um 10% zu erhöhen, wenn sie zur Arbeit zurückkehren. Sie nehmen dein Angebot an.

Du bestätigst dein Angebot. Deine Mitarbeitenden sagen, dass sie bleiben werden, aber sie wollen eine Garantie, dass du sie nicht entlassen wirst. Du hast keine andere Wahl als zuzustimmen.

Deine Mitarbeitenden fragen dich, was du mit dem Angebot machen wirst. Du sagst ihnen, dass du nicht vorhast, sie zu entlassen, und sie sind zufrieden.

Und nun an die Arbeit! Du willst ein Werkzeug entwickeln, das Menschen hilft, tolle Geschichten zu schreiben. Du bittest deine Mitarbeitenden, einen Algorithmus dafür zu programmieren und herauszufinden, wer das Wunderwerkzeug kaufen würde.

Deine Mitarbeitenden suchen nach der besten Möglichkeit, das Produkt zu Geld zu machen. Du bist von ihren Ideen beeindruckt und beschliesst, ihnen einen Bonus zu geben. Die Mitarbeitenden sind glücklich, und du bist es auch! Aber nicht für lange.

Das Produkt WonderText entpuppt sich als ein Flop. Du musst die Hälfte deiner Mitarbeitenden entlassen. Die Mitarbeitenden sind sehr wütend und drohen mit Kampfmassnahmen.

Du bietest ihnen ein noch höheres Gehalt an, damit sie im Job bleiben. Sie nehmen an. Jetzt sind sie unglücklich und du bist auch unglücklich!

Du willst das Produkt verbessern. Aber es fehlt dir an Arbeitskräften. Du fragst deinen besten Mitarbeiter: Was kann ich tun?

Arbeitskollege: Das Beste wäre, wenn du dich selbst klonen könntest.

Du denkst angestrengt nach. Das ist eine gute Idee. Du kannst das Produkt verbessern und eine Menge Geld verdienen! Du klonst dich selbst.

Pingpong mit der künstlichen Intelligenz

Wie klingt diese Geschichte für dich? Ich habe sie (im Original auf Englisch) zusammen mit «AI Dungeon» geschrieben, einem freien textbasierten Spiel. AI Dungeon verwendet den Textroboter GPT-3, der von der amerikanischen Non-Profit-Organisation «OpenAI» entwickelt wurde.

Ich entwickelte die story im Ping-Pong-Verfahren mit der künstlichen Intelligenz (KI): Ich schrieb ein paar Sätze, die KI spann die Geschichte weiter, dann übernahm wieder ich. Kannst du unterscheiden, was ich geschrieben habe und was die KI? Die Lösung findest du in der Box am Schluss dieses Artikels.

Ein bisschen seltsam aber zusammenhängend

Die Geschichte mag dir etwas seltsam vorkommen. Die Lösungen für die Probleme wären in der realen Arbeitswelt nur schwer umsetzbar. Besonders das Klonen der Du-Person könnte schwierig sein...

Das Seltsame rührt vor allem davon, dass es sich bei AI Dungeon um ein Spiel aus der Fantasy-Welt handelt.

Abgesehen von den unrealistischen Lösungen wirkt die Geschichte jedoch einigermassen zusammenhängend und logisch. Die Sätze machen Sinn und sind grammatikalisch korrekt. Die KI hat bewiesen, dass sie in der Lage ist, eine Geschichte auf interessante Weise voranzutreiben.

Atemberaubende Fortschritte

Das erstaunte mich sehr – und erschreckte mich ein wenig. Ich hätte nie geglaubt, dass eine KI in der Lage ist, solide, zusammenhängende Texte zu schreiben. Noch vor kurzem lachte ich über unbeholfene Versuche.

Ich hätte gewarnt sein müssen. Ich nutze seit einiger Zeit das Übersetzungsprogramm DeepL. Die Fortschritte, die dieses Programm in sehr kurzer Zeit gemacht hat, sind atemberaubend. Wenn KI also Texte übersetzen kann, warum sollte sie nicht auch in der Lage sein, welche zu schreiben?

Wir merken den Unterschied – noch

Bisher ist es recht einfach, von Menschen verfasste Texte von denen zu unterscheiden, die Roboter schrieben. Letztere liefern korrekte, sachliche, aber eher langweilige Texte. Menschliche Autor*innen kreieren Texte, die lebendig sind, unerwartete Wendungen nehmen, originelle Schlussfolgerungen ziehen oder sehr lustig sind.

Aber vielleicht können die Roboter das auch bald.

Eine bange Frage taucht wieder auf

Die bange Frage, ob Computer uns die Arbeitsplätze wegnehmen werden, hatte ich bereits im Februar 2015 in einem Artikel in unserem Mitgliedermagazin Apunto gestellt. Auslöser war die Studie «The Future of Employment: How Susceptible Are Jobs to Computerisation?» von Carl Benedikt Frey und Michael A. Osborne von der Universität Oxford.

Damals dachten die Expert*innen, dass die Computerisierung tatsächlich Arbeitsplätze vernichten könnte. Das hat sie auch, aber glücklicherweise schaffte sie mehr Arbeitsplätze als sie vernichtete. Allerdings in anderen Berufsfeldern – viele Fachkräfte mussten sich neu qualifizieren.

Die Ausgangslage ist anders

Wird es diesmal auch so sein? Die Situation ist anders als im Jahr 2015. Beim ersten Digitalisierungsschub ging es vor allem um die Automatisierung von Routineaufgaben. Roboter und Algorithmen übernahmen diese zunehmend von den Menschen. Aber sie waren noch nicht lernfähig oder «intelligent» in dem Sinne, dass sie kognitiv arbeiten, wie Menschen «denken» konnten.

Doch nun entwickelt die ETH eine Maschine, die wie wir ticken wird. Sie könnte in drei bis fünf Jahren fertig sein. Wird sie den Menschen als Arbeitskraft überflüssig machen?

Konkurrenz für mittelmässige Berufstätige

«Das Potenzial ist da, unsere Arbeit völlig zu verändern», sagt der Informatiker und AI-Experte Simon Felix im Interview im Tages Anzeiger.

Die Konkurrenz durch die AI muss man durchaus ernst nehmen. Simon Felix: «Wenn du ein mittelmässiger Illustrator bist, wirst du dich über kurz oder lang vermutlich nicht halten können.»

«Das Potenzial ist da, unsere Arbeit völlig zu verändern»

Simon Felix Informatiker und AI-Experte

Kombination Mensch-Maschine

Trotzdem können Menschen nicht so schnell ersetzt werden. «Was bleiben wird, ist das Aussortieren von gutem oder schlechtem Output von Netzen», sagt Simon Felix. Und, beruhigender: «Kreativität ist schlecht automatisierbar» und «das Abstraktionsvermögen von Algorithmen ist sehr beschränkt».

Simon Felix glaubt, dass «die Kombination Mensch-Maschine grosses Potenzial hat». Als Beispiel nennt er die Ärztin, der die Maschine Hinweise gibt, wo sie auf dem Röntgenbild genau hinschauen soll.

Ich freue mich auf die Unterstützung durch KI

Ich fürchte mich nicht sehr, dass künstliche Intelligenz in Zukunft meinen Job übernimmt und die Artikel für Angestellte Schweiz schreibt. Im Gegenteil, ich freue mich darauf, ihr einen Teil der Knochenarbeit abgeben zu können. Ich erwarte auch, dass mich die KI bei der Recherche von Themen aktiv unterstützt. Dann kann ich mich auf den kreativen Teil des Schreibens konzentrieren, der mir am meisten Spass macht.

Hier erfährst du, welche Passagen in der Geschichte "Wonder Text" der Autor und welche die KI geschrieben hat. Letztere sind fett gesetzt.

Du leitest das Unternehmen AITeamSuccess. Du bist auf der Suche nach neuen Geschäftsmöglichkeiten durch künstliche Intelligenz. Deine Mitarbeitenden haben Angst, dass sie durch Algorithmen ersetzt werden. Sie treten in den Streik.

Du musst mit ihnen verhandeln. Du bietest ihnen an, ihr Gehalt um 10 % zu erhöhen, wenn sie zur Arbeit zurückkehren. Sie nehmen dein Angebot an.

Du bestätigst dein Angebot. Deine Mitarbeitenden sagen, dass sie bleiben werden, aber sie wollen eine Garantie, dass du sie nicht entlassen wirst. Du hast keine andere Wahl als zuzustimmen.

Deine Mitarbeitenden fragen dich, was du mit dem Angebot machen wirst. Du sagst ihnen, dass du nicht vorhast, sie zu entlassen, und sie sind zufrieden.

Und nun an die Arbeit! Du willst ein Werkzeug entwickeln, das Menschen hilft, tolle Geschichten zu schreiben. Du bittest deine Mitarbeitenden, einen Algorithmus dafür zu programmieren und herauszufinden, wer das Wunderwerkzeug kaufen würde.

Deine Mitarbeitenden suchen nach der besten Möglichkeit, das Produkt zu Geld zu machen. Du bist von ihren Ideen beeindruckt und beschliesst, ihnen einen Bonus zu geben. Die Mitarbeitenden sind glücklich, und du bist es auch! Aber nicht für lange.

Das Produkt WonderText entpuppt sich als ein Flop. Du musst die Hälfte deiner Mitarbeitenden entlassen. Die Mitarbeitenden sind sehr wütend und drohen mit Kampfmassnahmen.

Du bietest ihnen ein noch höheres Gehalt an, damit sie im Job bleiben. Sie nehmen an. Jetzt sind sie unglücklich und du bist auch unglücklich!

Du willst das Produkt verbessern. Aber es fehlt dir an Arbeitskräften. Du fragst deinen besten Mitarbeiter: Was kann ich tun?

Arbeitskollege: Das Beste wäre, wenn du dich selbst klonen könntest.

Du denkst angestrengt nach. Das ist eine gute Idee. Du kannst das Produkt verbessern und eine Menge Geld verdienen! Du klonst dich selbst.

Autor*in

Hansjörg Schmid

Hansjörg Schmid

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