«Workation»: mit dem Laptop in die Ferne

Dort zu arbeiten, wo andere ihre Ferien verbringen, erhöht die Produktivität, sorgt für Inspiration und bringt Teams näher zusammen. Ein Gastkommentar von Lorenz Ramseyer.

Nach der Pandemie schwappt der «Workation»-Trend nun auch auf Angestellte in Firmen über. Am Strand, im Ferienhaus in den Bergen, oder auch auf einer Velotour mit Stopps an schönen Orten. Alles, was es dazu braucht, ist ein Laptop, gutes WLAN und Strom. Immerhin arbeiten heute bereits mehr als 50% der Schweizer Arbeitsbevölkerung als sogenannte «Knowledge Worker», das heisst sie könnten ihre Arbeit theoretisch von überall aus erledigen.

Produktivität, Inspiration und Work-Life Balance

Das ortsunabhängige Arbeiten hat viele Vorteile. Ungestört an einem Projekt arbeiten zu können, bedeutet für viele eine höhere Produktivität. Der Ortswechsel in Kombination mit fremden Eindrücken kann zusätzlich inspirierend wirken. Die Hauptmotivation für eine «Workation» ist in den meisten Fällen, dass so auch  eine ausgewogene Work-Life-Balance möglich ist. Dann arbeiten, wenn das Wetter schlecht ist, an schönen Tagen eine kurze Wanderung oder ein paar Schwünge auf den Ski einbinden ist die ultimative Freiheit, wenn es um die Kombination von Arbeit und Freizeit geht.

«Statt vor Ort Produktivität von seinen Mitarbeitenden einzufordern, wird in Zukunft viel stärker das Resultat bewertet, egal wo man sich aufhält.»

Lorenz Ramseyer Remote Work Consultant und Präsident des Vereins Digitale Nomaden Schweiz

Sich nicht ablenken lassen

Natürlich kann es sehr schwer sein, mit toller Aussicht an etwas dranzubleiben. Gross mag die Versuchung sein, ohne soziale Kontrolle von Arbeitskolleg*innen und Vorgesetzten auch mal seine Gedanken schweifen zu lassen. Doch eine moderne Führung wirkt dem gezielt entgegen. Statt vor Ort ein Produktivität von seinen Mitarbeitenden einzufordern, wird in Zukunft viel stärker das Resultat bewertet, egal wo man sich aufhält. Man kann sich also selbst lieb sein und mit hoher Selbstdisziplin an seiner Arbeit dranbleiben, um schneller zum Erfolg zu kommen.

Solo- oder Team-«Workation»?

Für Unternehmen sind Team-«Workations» eine hervorragende Möglichkeit, die Unternehmenskultur zu stärken und das Team zu motivieren. Gemeinsame Erfahrungen, Teambuilding-Aktivitäten und die Möglichkeit, in einer entspannten Umgebung zusammenzuarbeiten, fördern das Zusammengehörigkeitsgefühl. Das Unternehmen kann seine Werte und Ziele in einer lockeren Atmosphäre vermitteln, was die Mitarbeiterbindung und die Effizienz der Zusammenarbeit verbessert.

Einzelreisende, Remote Worker und digitale Nomaden

Digitale Nomaden und Remote Worker sind sich gewohnt, von jedem Ort aus zu arbeiten. «Workations» ermöglichen es ihnen, Gleichgesinnte zu treffen, mit denen sie Wissen und Erfahrungen austauschen und so gleichzeitig ihr berufliches Netzwerk erweitern. Durch die Community wird der Einsamkeit von Freelancer*innen aktiv entgegengewirkt.

Erwartungen von «Workationers»

Während einer «Workations» haben Remote Worker spezifische Erwartungen, um sowohl effizient arbeiten als auch ihre Freizeit optimal gestalten zu können.

Schnelles und zuverlässiges Internet ist für «Workations»-Teilnehmer*innen entscheidend. Eine stabile Internetverbindung ist unerlässlich, um effektiv arbeiten zu können.

«Durch die Community wird der Einsamkeit von Freelancern aktiv entgegengewirkt.»

Lorenz Ramseyer Remote Work Consultant und Präsident des Vereins Digitale Nomaden Schweiz

«Workationers» suchen oft nach Gemeinschaftserlebnissen und Aktivitäten, die sie mit Gleichgesinnten verbinden. Von Skifahren, Wandern oder Biken zu Yoga - gemeinsame Erlebnisse fördern den Austausch und bereichern das «Workation»-Erlebnis.

Professionelle Arbeitsumgebungen sind ein Muss für «Workations». Coworking Spaces bieten die notwendige Infrastruktur, um produktiv zu arbeiten: Höhenverstellbare Schreibtische, ergonomische Bürostühle, zusätzliche Bildschirme, Drucker und schallisolierte Besprechungsräume.

Abseits vom geschäftigen Treiben suchen «Workationers» nach Orten, an denen sie sich entspannen und konzentrieren können. Ruhige Umgebungen sind wichtig, um fokussiert arbeiten zu können und eine angemessene Work-Life-Balance zu gewährleisten.

Attraktive Chance, aber auch Risiken

Wenn das Homeoffice ins Ausland verschoben wird, gibt es ein paar wichtige Aspekte zu beachten. Dazu zählen zum Beispiel arbeitsrechtliche Bestimmungen, steuerliche Auswirkungen, Sozialversicherungen und Datenschutz im Gastland. Zudem sollten die Gesundheitsversorgung, Kommunikation mit dem*r Arbeitgeber*in und die kulturelle Sensibilität sorgfältig bedacht werden. Eine gründliche Planung hilft, diese Risiken zu minimieren und die «Workation» optimal zu nutzen. Es gibt mittlerweile spezialisierte Firmen, die Personalabteilungen in der Schweiz professionell darin unterstützen, ihre Mitarbeitenden in «Workations» ins Ausland zu schicken.

Fazit

Eine erfolgreiche «Workation» erfordert gut organisierte und disziplinierte Mitarbeiter*innen, eine geeignete Destination mit zuverlässiger Kommunikationsinfrastruktur und eine sorgfältige Vorbereitung. Zu den Vorteilen zählen gesteigerte Motivation, Teambuilding und ein positiver Einfluss auf das Employer Branding. Jedoch können technische Probleme, fehlende persönliche Begegnungen und die Verschmelzung von Arbeits- und Urlaubszeit neue Herausforderungen darstellen.

Autor Lorenz Ramseyer

Lorenz Ramseyer ist Remote Work Consultant und Präsident des Vereins Digitale Nomaden Schweiz. Seit 2006 setzt er sich intensiv mit dem Konzept des ortsunabhängigen Arbeitens auseinander und unterstützt heute Teams bei der erfolgreichen Umstellung vom Büro auf Hybrid- oder Remote Work. Ursprünglich absolvierte Ramseyer eine Lehrerausbildung und bildete sich später zum Informatik-Projektleiter weiter. Er erwarb einen MAS in Sozialinformatik und ist Geschäftsführer der Remote Work Agentur BERGSPITZ media. Dort bietet er Strategieworkshops zum Thema Remote Work an, hält Keynotes zur Zukunft der Arbeit und ist als Gastdozent an verschiedenen Hochschulen tätig.

Das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben

Autor*in

Lorenz Ramseyer

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