Wie eine mobil-flexible Arbeitswelt die Führung verändert

Mit immer mehr zeitlicher und örtlicher Flexibilität sehen sich Führungskräfte mit neuen Anforderungen konfrontiert. Welche Kompetenzen brauchen sie, um ihrem Team, aber auch ihren eigenen Ansprüchen gerecht zu werden?

In der Coronapandemie haben viele Führungskräfte realisiert, wie schwierig Führung sein kann, wenn man sich nur noch virtuell mit dem Team austauscht. Dies wird weiterhin notwendig sein – der Arbeitsplatz wird zunehmend mobil-flexibel (vgl. dazu den Beitrag «Der Abschied vom fixen Arbeitsplatz»). Führungspersonen tun gut daran, sich die Kompetenzen anzueignen, die es für die Führung in diesem Rahmen braucht.

Nichts neues – aber etwas, was bleibt

Den Trend zum mobil-flexiblen Arbeiten gab es schon vor der Pandemie. Es gibt viel Forschung dazu, was Führungskräfte für die digitale Transformation mitbringen müssen. «Ein wesentlicher Punkt ist: Sie müssen einen angemessenen Kontakt zu ihren Mitarbeitenden aufrechterhalten können. Auch dann, wenn diese nicht physisch vor Ort sind.» Dies sagt Prof. Dr. Hartmut Schulze, Arbeitspsychologe und Dozent an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Das mag erst einmal trivial klingen, ist es aber nicht. Die grosse Frage für Schulze ist nämlich, «ob man auch über virtuelle Kommunikationskanäle Nähe aufbauen kann». Er will das nicht ausschliessen. Trotzdem findet er es wichtig, dass man sich auch physisch begegnet. Schliesslich gelte es, einen Team-Spirit zu entwickeln.

Befehlen und kontrollieren haben ausgedient

Moderne Büros sind in unterschiedlichste Zonen eingeteilt. Fixe Arbeitsplätze gibt es dort nicht mehr, man arbeitet, wo es für die Tätigkeit am besten geeignet ist (oder wo es Platz hat). Chefinnen und Chefs sitzen oft mitten im Team im Grossraum. Dies stellt sie vor eine weitere Herausforderung: Das Management von Nähe und Distanz. «Das müssen sie gut austarieren können», betont Hartmut Schulze.

«Die neuen Führungsmodelle gehen alle in Richtung mehr Selbstorganisation. Führungskräfte haben mehr die Rolle von Coaching oder Beratung.»

Hartmut Schulze Arbeitspsychologe und Dozent an der Fachhochschule Nordwestschweiz

Braucht es für die Führung in Zeiten des mobil-flexiblen Arbeitens neue Führungsmodelle? «Was man sicher sagen kann: Die alten Führungsmodelle nach dem Grundsatz „befehlen und kontrollieren“ funktionieren nicht mehr gut», stellt Schulze klar. «Die neuen Führungsmodelle gehen alle in Richtung mehr Selbstorganisation. Führungskräfte haben mehr die Rolle von Coaching oder Beratung.»

Verantwortung zu teilen ist für den Professor ein sehr wichtiger Punkt. Er ist aber nicht dafür, dass Vorgesetzte alle Verantwortung abgeben.

Mitarbeitende beteiligen

Katrina Welge, Organisationsentwicklerin und Dozentin an der Fachhochschule Nordwestschweiz, hat ein Modell für mobil-flexible Führung erarbeitet. Sie fordert in der Führung mehr Partizipation. Es geht ihr dabei nicht darum, im Notfall auch mal die Meinung Aller abzufragen. «Vielmehr sollen die anstehenden Themen transparent und verantwortungsbewusst diskutiert werden und man soll gemeinsam zu Entscheidungen kommen.» Ein Teil der Partizipation ist für Welge die Delegation. «Auch Führungsaufgaben können delegiert werden», ist sie überzeugt.

«Auch Führungsaufgaben können delegiert werden.»

Katrina Welge Organisationsentwicklerin und Dozentin an der Fachhochschule Nordwestschweiz

Für Professorin Welge hat die partizipative Führung viele Vorteile: «Man kann das Potenzial der Mitarbeitenden besser nutzen, diese haben eine höhere Bindung an das Unternehmen und sind zufriedener.» Partizipative Führung sei letztlich Personalentwicklung.

 

Autor*in

Hansjörg Schmid

Hansjörg Schmid

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